Die meisten Spieler des FC Schalke 04 hatten sich vor der Bundesliga-Partie am Sonntag beim SC Freiburg für kurzärmelige Trikots entschieden. Das ergab durchaus Sinn, denn so kamen sie gar nicht erst in die Verlegenheit, die Ärmel hochkrempeln zu müssen. Bis zum kickenden Personal schien es nicht durchgedrungen zu sein, dass es sich um ein für den Verein wichtiges Spiel handelte.
In Leverkusen hatten die Schalker unerwartet souverän aufgetrumpft. Trügerisch, daraus zu folgern, die Hürde Freiburg im Trimmtrab nehmen zu können. Bayer hat nämlich auch so eine Mannschaft, die ihr Potenzial nicht abruft, wenn so genannte Grundtugenden gefragt sind: Einsatz- und Laufbereitschaft, Herz und Hingabe. Sobald ein Gegner Leidenschaft aufs grüne Geläuf bringt, flattern bei den Schalkern die Nerven. Dann spielen sie uninspiriert und unkonzentriert. Dann reicht es nicht einmal zu einem Sieg beim Absteiger Darmstadt 98 – und erst recht nicht beim SC Freiburg.
Wem in solchen Spielen die richtige Haltung fehlt, der hat es definitiv nicht verdient, in die Europa League einzuziehen. In der gesamten Saison ist es nicht gelungen, Konstanz in diese Mannschaft zu bekommen und damit das zu beseitigen, was bereits in den Vorjahren als Mangel erkannt worden war. Bei der Bilanz dieser verkorksten Saison wird daher auch über Markus Weinzierl zu reden sein. Es ist die ureigene Aufgabe eines Trainers, auf Charakterschwächen seines Teams einzuwirken. Es ist richtig und wichtig, nicht wie in der Vergangenheit in Aktionismus zu verfallen, ein Trainerwechsel ist kein Allheilmittel. Aber in der nächsten Spielzeit wird Weinzierl mehr liefern müssen, die Schonzeit wird dann vorbei sein.
Wer zum Vergleich dagegenhält, was Christian Streich in Freiburg aus einem deutlich schlechter bezahlten, deutlich weniger prominent besetzten Aufgebot herausholt, kommt auf ein aus Schalker Sicht erschreckendes Missverhältnis. Für Schalkes Fans ist es einfach nur zum Heulen, dass der kleine SC Freiburg all das verkörpert, was sie sich seit Jahren wünschen.